Die Eklund-Schwestern wuchsen als Kleinstadtmädchen auf. Sie schätzten das Familiäre, verbrachten ihre Freizeit im Reitstall und lernten, dass sich engagiertes Arbeiten auszahlt. Sie entwickelten ein Verständnis für Design, wurden ermutigt sich frei zu entfalten, und halfen ihren Eltern im kleinen Familienbetrieb, wann immer sie die Gelegenheit dazu hatten. Nach dem Schulabschluss in Ulricehamn zogen sie in die Welt, die Eine, um sich im Reitsport zu messen und die Andere, um Modedesign zu studieren. Beide strebten nicht danach fest in der Teppichmanufaktur der Familie zu arbeiten, die ihr Vater von seinem Vater geerbt hatte – das war zunächst unvorstellbar.
Wie kam es dazu, dass ihr in das Unternehmen eingestiegen seid?
Marie: Im Alter von 22 Jahren zog ich nach Florenz, um Mode und Design zu studieren. Als ich einige Jahre später nach Hause zurückkehrte, war ich mir sicher, dass ich eine Karriere in der Modebranche anstreben würde. Doch als mich unser Vater bat, eine Kollektion für Bolon zu entwerfen (das war Anfang der 90er Jahre, und Bolon stellte nur Teppiche her), war ich neugierig und sagte 'klar'. So entstand meine erste Kollektion, die auf sehr positive Resonanz stieß und ich war überaus erfreut. Sie war viel farbenfroher und gewagter als alle früheren Kollektionen, die Bolon damals fertigte. Das motivierte mich dazu länger in Ulricehamn zu bleiben, als ich erwartet hatte. Dann begann ich, zusammen mit Bolon um die Welt zu reisen, um die von mir entworfene Kollektion zu präsentieren. Auf die eine Kollektion folgten weitere und ich bekam meinen ersten richtigen Titel bei Bolon, nämlich Creative Director. Man kann sagen, dass dies Bolons erste Schritte auf dem Weg zu dem wagemutigen Designunternehmen waren, das es heute ist.
Annika: Als Marie anfing, Teppiche für Bolon zu entwerfen, befand ich mich auf dem Höhepunkt meiner Reitkarriere. Wenn ich nicht gerade mit meinen eigenen Pferden trainierte, arbeitete ich in den Ställen. Dann wurde ich mit Linn schwanger und war gezwungen, mit dem Reiten etwas kürzer zu treten. Ich fing an, zusätzlich in der Fabrik zu arbeiten und lernte von unserem Vater, wie man mit den Webstühlen umgeht. Zur Abwechslung arbeitete ich auch im Lager, das sich auf der anderen Seite von der Fabrik befand (und immer noch befindet). Als Linn im Januar 1995 zur Welt kam, wechselte ich von den Webstühlen und dem Lager in das Büro und die Rezeption. Von der Rezeption kam ich dann in die Verwaltung und Geschäftsentwicklung. Damals hatten wir noch keine Computer im Büro, also habe ich auf einer Schreibmaschine getippt und Dokumente per Fax verschickt. Es fühlt sich fast surreal an, wenn ich jetzt daran denke, angesichts der Digitalisierung, die Bolon in den letzten Jahren durchlaufen hat. Wenn ich auf meine Karriere bei Bolon zurückblicke, kann ich sagen, dass ich in allen Abteilungen gearbeitet habe, mit Ausnahme der Finanzabteilung, deren Leiterin unsere Mutter war. Aber es war wirklich ein Weg, den ich gehen musste, und als ich 2003 die Rolle des CEO übernahm, war ich mir sicher bereit dafür zu sein.
Marie: Ich werde so nostalgisch, wenn ich darüber spreche! Es ist verrückt, wenn ich daran denke, dass zu der Zeit als ich meine erste Teppichkollektion entwarf und Annica nachts an den Webstühlen arbeitete, nur 9 Personen bei Bolon beschäftigt waren. Heute, 25 Jahre später, werden Bolon-Bodenbeläge auf allen Kontinenten verlegt und täglich laufen tausende Menschen über unsere Designs. Wir haben fast 100 Mitarbeiter allein in Schweden und Vertriebspartner auf der ganzen Welt.
Annica: Es ist unvorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der wir nicht einmal daran dachten, uns bei Bolon zu engagieren.